Hallo zusammen,
da zwischen dem fünften und dem sechsten Gang vier Stunden weniger Zeit zum Entspannen waren, kommt hier nun der Bericht von den beiden letzten Etappen. Etappe Nummer fünf ist mit über 22km die zweitlängste der Riesenbecker Sixdays, ist landschaftlich sehr abwechslungsreich und läuferisch anspruchsvoll. Wie beim Sechs-Gänge-Menu stellt sich auch bei der vorletzten Etappe ein gewisses Völlegefühl ein, das Gericht ist köstlich, aber der angemessene Hochgenuss stellt sich nicht wirklich ein. So auch hier - die vier vorangegangen Etappen machen sich mittlerweile sehr deutlich in den Beinen bemerkbar, eine gewisse Erschöpfung bahnt sich den Weg. Aber mit dem Eintreffen am Start, dem lesen der Sixdays Zeitung, der Diskussion mit den vielen anderen Läufern, die sich jetzt schon zum fünften Mal wieder treffen, treten diese Gefühle in den Hintergrund. Pünktlich um 18.00 Uhr fällt der Startschuss auf dem Dickenberg. zunächst geht es runter, der Dickenberg wird einmal umlaufen, bevor es durch Wälder und Wohngebiete nach Ibbenbüren geht. Viele Zuschauer lassen das durchgängig wellige Gelände ein wenig vergessen. Bei Kilometer 15 geht es an der Ibbenbürener Zeche vorbei - vor vier Jahren wurde hier noch Kohle gefördert. Danach ging es eine lange Straße bergab, aber leider nicht direkt zum Ziel am Aasee. Scharf links ging es eine schmale, steile Treppe hinauf in den Wald. Das dichte Blätterdach und das bewölkte Wetter schränkten die Sicht ein wenig ein. Es ging über Steine, Wurzeln eine Treppenanlage hinunter, wieder tiefer in den Wald. Dann kam der Schreckmoment: an einem mit dichtem Laub belegten Hohlweg habe ich mich kurzfristig entschlossen, oberhalb des Weges zu laufen, weil es mir günstiger erschien. Leider habe ich in einer Wurzel eingefädelt und dann lag ich da. So ein Mist. Ein kurzer Check, ob alles in Ordnung war, aufstehen, dem netten Läufer hinter mir den Vortritt lassen ging es jetzt deutlich vorsichtiger weiter. Der Wald war zum Glück bald vorbei und ich wusste, jetzt kommen noch gute drei Kilometer Straße bergab. Ich bin wieder im normalen Rhythmus und komme dem Ziel entgegen. Es ging noch einmal eine Brücke hoch, was nach 21km auch nicht mehr so leicht viel, und dann durfte ich durch einen großen Zuschauer Spalier ins Ziel laufen. Die Zeit war trotz des Missgeschicks gut, fast vier Minuten besser als vor vier Jahren. Das ließ für den letzten Tag hoffen. Vielleicht ist eine Gesamtzeit unter elf Stunden noch möglich.
Aber wie eingangs schon erwähnt ist die Regenerationszeit für die letzten Etappe vier Stunden kürzer (Der Start ist bereits um 14:00 Uhr, nachdem die drei vorangegangenen Starts abends um 18.00 Uhr waren). Der verkürzte obligatorische Spaziergang, der fehlende Mittagsschlaf und die bereits absolvierten fast 100km bewirkten eine gewisse Lethargie. Laut offizieller Ergebnisliste hätte ich genau zwei Stunden für die letzten 22,8km benötigen dürfen, um unter elf Stunden zu bleiben. Immerhin zwei Minuten schneller als vor vier Jahren. Gleichzeitig war diese Schwere in den Beinen, die mich zweifeln ließen, ob dieses Ziel wirklich realistisch ist. Der Startschuss kam, die ersten Kilometer gingen flach durch die Landschaft und es war klar: die Zweifel waren berechtigt. Zwar konnte ich das Tempo der Vortage einigermaßen halten, aber mehr war nicht drin. So ging es dann die letzten drei Rampen durch den Teutoburger Wald. Der Untergrund war ähnlich wie am Vortag - Wurzeln, Steine und viele Unebenheiten. Noch einen Sturz wollte ich nicht riskieren, also ging es deutlich vorsichtiger als an den anderen Tagen durch dieses Gelände. Nach zwölf Kilometern wusste ich: jetzt kommt der angenehme Teil: flache Strecke am Kanal entlang, durch das ehemalige Golddorf Bevergern ging es Richtung Riesenbeck. Auf den letzten Kilometern konnte ich noch einige Läufern überholen, die vorsichte Herangehensweise im Wald hatte auch ihr Gutes. Der letzte Kilometer war Gänsehaut pur - viele jubelnde Zuschauer, jeder Finisher wurde namentlich von Michael Brinkmann empfangen. Für diesen Empfang lohnen sich die 120km! Herrlich.
An der Spitze gab es auf dieser Etappe ein Novum: der Etappensieger hieß diesmal nicht Erwin Akkermann, sondern Patrick Kacynski. Der zweitplatzierte in der Gesamtwertung konnte Erwin einige Sekunden abnehmen! Trotzdem hat Erwin Akkermann auch diese Sixdays für sich entschieden - Gesamtsieg Nummer vier. Er ist der erste Sieger, der über vierzig Jahre alt ist. Patrick Kacynski wurde zweiter vor Timo Gottwald vom SV Teuto Riesenbeck. Alle drei blieben unter acht Stunden - eine gewaltige Leistung. Bei den Damen ließ Jana Kappenberg aus Münster nichts anbrennen - sie gewann deutlich vor Hanna Arlom und ließ nur sechs Männern den Vortritt - Respekt. Damit kann jetzt auch das Dessert abgeräumt werden - das Menü ist eingenommen. Es war wieder herrlich in Riesenbeck. Ob ich in zwei Jahren wieder dabei bin? Vermutlich schon - es wäre natürlich schön, wenn die / der ein oder andere aus dem LVO auch mit dabei wäre. Potential ist genügend da, und es sollte mehr diese Erfahrung machen.
Bis bald
Joachim