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Markus Schuler beim Mauerweglauf

5 Jahre 8 Monate her #91 von Stromberger
Markus Schuler beim Mauerweglauf wurde erstellt von Stromberger
Guten Abend,

Markus Schuler hat einen interessanten Bericht zu seinem Abenteuer "100 Meilen beim Mauerweglauf" geschrieben und möchte weitere LVO-Läufer für einen gemeinsamen Start motivieren:

Der Berliner Mauerweglauf 2018
Am Freitag reisten wir in Berlin an, um unsere Startunterlagen abzuholen, um an dem 1,5 Stunden Pflicht-Briefing teilzunehmen und um uns am Pasta-Buffet für den bevorstehenden Lauf zu stärken. Beim Briefing wurden uns die Regeln und natürlich auch die Konsequenzen bei Nichteinhaltung der Regeln erklärt. Wer z.B eine rote Ampel überläuft und erwischt wird, würde direkt disqualifiziert. Ab 21:00 Uhr wurde das Tragen einer Warnweste und Stirnlampe zur Pflicht. Zu einer Mitnahme von Getränken wurden wir nicht verdonnert, da die Wettervorhersagen günstig ausfielen.

Im absolutem Vordergrund stand das Gedenken an das jüngste Maueropfer Jörg Hartmann, der im Jahr 1966 mit gerade mal 10 Jahren von Grenzsoldaten durch Kopfschüsse getötet wurde. Seine Lehrerin war bei der Schlussveranstaltung inkl. Siegerehrung anwesend und erzählte diese traurige Geschichte aus ihrer damaligen Wahrnehmung.

Wir gingen am Freitagabend früh schlafen, da der Wecker auf 04:00 Uhr eingestellt war.
Nach einem ausgiebigen Frühstück fuhren wir um 05:20 Uhr mit dem letzten Bus zum Startbereich. Um 6:00 Uhr starteten die Einzelläufer über ihre 161,9km-Distanz und wir feuerten sie kräftig an. Das Wetter hatte sich für uns Läufer wirklich zum Positiven entwickelt. Es war kühl und bewölkt, also ideal für den Start.
Mein Staffelkollege Ludger vom BSV Ostbevern startete dann pünktlich um 7:00 Uhr auf die für ihn 91,2km lange Laufstrecke. Da für uns beide die anstehenden Distanzen Neuland waren, stand für uns nur „gut“ ankommen auf dem Plan, ohne irgendeinen Platzierungsgedanken.
Da man ja ein Trainingsziel und eine Marschroute haben muss, hat sich Ludger für seinen Lauf eine Pace von 6:00min/km vorgenommen und bei mir sollten es 5:00min/km werden.
Nach Ludgers Start machte ich mich auf den Weg zurück ins Hotel, um dort einen großen Teil der aufregenden Wartezeit bis zu meinem Start zu verbringen.
Lange Zeit lief es bei Ludger sehr gut und nach Plan.
Meine Radbegleitung (musste man beim Veranstalter anmelden, wird aber bei solchen Veranstaltungen gerne gesehen) reiste zwischenzeitlich an und wir machten uns gegen 13:30 Uhr auf dem Weg zum Wechselpunkt Schloss Sacrow in der Nähe von Potsdam. Mittlerweile lief es bei Ludger nicht mehr ganz so gut, wie er mir während des Laufes telefonisch mitteilte. Die letzten ca. 30km musste er richtig kämpfen, was er aber mit Bravour auch bis zum Wechselpunkt durchhielt. Heiko, meine Radbegleitung, fuhr Ludger zuvor noch entgegen, um ihn die letzten Kilometer noch etwas aufzubauen. Nach 91,2km in 09:36:26h und Platz 4 übergab er mir den Chip, der am Handgelenk zu tragen war, und ich machte mich auf meine lange Reise.
Mein Plan war es, die ca. 70km sehr gleichmäßig im 5:00er Schnitt durchzulaufen, ohne an einem der 12 Verpflegungspunkte anhalten zu müssen, da ich ja vom Rad aus versorgt wurde.
Von Beginn an versuchte ich, sehr gleichmäßig zu laufen, was auch ganz gut klappte. Wie im Fluge verging die Zeit und somit auch die Kilometer. Heiko hat mich sehr gut mit Iso, Wasser, Gel, usw. versorgt und natürlich auch mit dem Renngeschehen. Recht schnell hatten wir die dritte vor uns liegende Staffel eingeholt und hinter uns gelassen. Ich versuchte mich davon nicht anstecken zu lassen, da es noch ein sehr weiter Weg bis ins Ziel war.
Landschaftlich war der Lauf für mich ein Highlight. Es ging mitten durch Wälder, vorbei an wunderbaren Seen und Villen.
Die Strecke war profiliert und der Bodenbelag teilweise extrem schlecht.
Zum Teil wurde meine Pace durch viel Stop and Go an roten Ampeln gestört, gefühlt hatte ich wohl eher eine rote Ampelwelle erwischt. So holten mich deutlich langsamere Läufer immer wieder ein, da sie wohl eine grüne Welle hatten.
Die VP‘s, die ich nicht nutze, kostete meine Begleitung voll aus, er versorgte sich selber mit Köstlichkeiten und füllte natürlich immer wieder meine Vorräte auf und checkte den Verlauf. Ich selber musste nur bei jedem VP darauf achten, dass der Chip erfasst wurde, da es damit bei anderen Teilnehmern Probleme gab. Bei Kilometer 48 lief ich auf die zweite Staffel auf, die sehr verdutzt schaute. Ihr Vorsprung von ca. 40 Minuten war verschmolzen und wir somit auf Platz zwei. Bis dahin ging es mir sehr gut, alles fühlte sich wie im Training an und die Pace lag wie geplant bei ca. 4:58. Das sollte sich aber bei km 53 deutlich ändern. Wir liefen einen vom Untergrund sehr schlechten Weg, der meine Muskulatur total zerstörte. Ich hatte das Gefühl, Krämpfe zu bekommen. Ich nahm bewusst Tempo raus und fragte Heiko, wie es um unsere Vorräte mit Gels usw. aussah. Glücklicherweise hatte er zusätzliche Gels und Magnesium dabei. Wir teilten die Vorräte auf die restlichen Kilometer auf, was eine deutlich Erhöhung der Einnahme entsprach und so konnten wir meinem Krampfgefühl lange Zeit trotzen. Die Kilometer vergingen jetzt für mich leider nur noch sehr langsam und ich musste wie auch Ludger kämpfen. Warum sollte es mir auch besser als ihm ergehen. Dennoch konnten wir den Abstand zur Staffel hinter uns vergrößern und erstaunlicher Weise nach vorne deutlich verkleinern. Heiko versuchte mich zu pushen mit ,,die bekommen wir auch noch’‘ oder ,,die brechen voll ein‘‘. Ich selber wurde nun immer ruhiger (Tunnel) und versuchte mich irgendwie ins Ziel zu schleppen. Die Pace lag nun zw. 5:15 und 5:30, was trotz einsetzender Dunkelheit, schlechter Wege, roten Ampeln und z.T giftiger Anstiege noch sehr gut war. Mittlerweile hatte ich meine Warnweste und Stirnlampe auf, wie es auch Pflicht war. Man musste sich jetzt besonders auf die schlechten Bodenverhältnisse konzentrieren, was gar nicht so einfach war und zusätzlich musste man ja auch noch auf die Streckenmarkierung achten. Die Streckenmarkierungen waren spitze, so gab es immer einen Vorankündigungspfeil, gefolgt von einem Richtungspfeil und nach ca. 30m einem Bestätigungspfeil.
Nun waren es nur noch ca. 2km bis ins Ziel, es lief wieder etwas besser und das Ziel kam immer näher. Die Staffel vor uns hatte nur noch ca. 20 Minuten Vorsprung, was aber nicht mehr einholbar war. Endlich ging es in die abschließende Stadionrunde. Die Tartanbahn war so schön weich und fluffig. Ich fühlte mich richtig gut, bis ein Streckenposten mich zum Anhalten und Umdrehen aufforderte. Er konnte wegen der Warnweste meine Startnummer nicht erkennen, die er zur Anmoderation wollte! Naja, war in meinen Augen nach der Strecke völlig unwichtig, aber dieser Richtungswechsel löste in meinem gesamten Beinbereich Krämpfe aus. Völlig verärgert und krampfend lief ich die letzten 150 Meter ins Ziel. Dort wurde ich nach 70,7 km in 06:00:04h gebührend empfangen!
Auf die Schnelle kann ich nur sagen:
Spitze Veranstaltung mit etwas anderem Hintergrund, unvergessliches Erlebnis, klasse Staffelteam inkl. Begleitung und Wahnsinnserfahrung.
Da es auch 4er und 10+ (bis 27 Staffelläufer) Staffeln gibt, wäre das sicherlich auch ein tolles Event mit geschichtlichem Hintergrund für den LVO.

Falls jemand Interesse haben sollte: 100meilen.de/

Wünsche allen eine gute Zeit!

Gruß
Markus


Hier noch ein paar Bilder:











Herzlichen Glückwunsch zu der tollen Leistung (auch an Ludger Hovest) und vielen Dank für deinen ausführlichen Bericht!

Vielleicht gibt es ja tatsächlich auch mal eine LVO-Staffel!

Bis dann

Manfred
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